Annie Rieck

14. Jan.

Die plastisch malerischen Werke der Künstlerin Annie Rieck flottieren häufig zwischen Bild und Skulptur. Zurückhaltend, fast bescheiden, stellen sie sich dem ersten Blick des Betrachters in der tonig gebrochenen weißen Textur des Japanpapiers und der kühlglatten Schwärze des Drahtes. Dies ist die Kombination von Materialien mit denen die Künstlerin vorzugsweise arbeitet. Die große und vielgestaltige den Wandplastiken innewohnende Kraft erkennt der Betrachter erst beim näheren Hinsehen und damit deren raumgreifende Wirkung im Spiel von Licht und Schatten. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die verletzlich, fragil scheinende Oberfläche des Papiers, das erst im Nachgang durch die collagierte Bearbeitung die eigene Textur enthüllt. Unterschwellig wahrnehmbar nicht nur in den Werkstoffen sondern auch sondern auch in der Formgebung ist ein japonistischer Einfluss. Die Künstlerin war immer schon fasziniert von den traditionellen, zeitintensiven, fast meditativ rituellen Zeremonien wie sie in Japan immer noch gepflegt werden. Ähnlich vollzieht sich für die Künstlerin der gestalterische Komplex, langsam, extrem konzentriert und mit äußerster Ruhe.

In einer Reihe von Arbeiten setzt sich die Künstlerin, angeregt durch literarische Vorlagen, mit der Form und Bedeutung von Wänden auseinander. In dieser Werkreihe bestehen der Bildplastiken aus dreidimensionalen, mehr oder weniger regelmäßig quadratischen Gitterkonstruktionen, gefertigt aus dünnem Draht, deren Oberfläche partiell oder komplett mit in Streifen geschnittenem Japanpapier verkleidet und mitunter auch mit Tusche bemalt ist. Das konstruktive Element in seiner den künstlerischen Eingriff offenlegenden Struktur bleibt dabei immer sichtbar und enthebt die Werke nahezu ihrer Erdenschwere, ja es entmaterialisiert sie förmlich. Ihre frei stehenden Skulpturen, verschlungene Objekte, gearbeitet aus mit Japanpapier umwickelten Draht wirken wie bewegte, fast tanzende Tuschezeichnungen, die sich in die dritte Dimension erweitert haben.

Catrin Morschek M.A.